Fortini della Fame

 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap
Fortini della Fame
Fortini della Fame, Camorino

Fortini della Fame, Camorino

Staat Schweiz
Ort Camorino
Entstehungszeit 1853–1854
Burgentyp Festung
Erhaltungszustand Erhalten
Bauweise Bruchsteine, z. T. Rasa Pietra
Geographische Lage 46° 10′ N, 9° 0′ O46.1638888888899.005350Koordinaten: 46° 9′ 50″ N, 9° 0′ 18″ O; CH1903: 720980 / 113697
Höhenlage 350 m ü. M.
Fortini della Fame (Kanton Tessin)
Fortini della Fame (Kanton Tessin)
Befestigungen Bellinzona und Umgebung um 1900

Die Fortini della Fame (dt. Hungerfestungen) gehören zu einer militärischen Verteidigungslinie aus der Mitte des 19. Jahrhunderts im Schweizer Kanton Tessin. Sie führt durch die Magadinoebene von Camorino nach Sementina und Monte Carasso. Die beiden Verteidigungslinien (Dufourbefestigungen) entlang der Flüsse Sementina und Morobbia wurden im Auftrag des 1848 gegründeten Bundesstaates Schweiz gebaut.

Vorgeschichte

In den 1850er Jahren drohte der junge Schweizer Bundesstaat und der Kanton Tessin in einen Konflikt im Zusammenhang mit der Bildung (Risorgimento) eines unabhängigen Nationalstaates in Italien hineingezogen zu werden. Das Lombardo-Venezianische Königreich gehörte von 1815 (Wiener Kongress) bis 1859/1866 zur Habsburgermonarchie. Weil die Tessiner Bevölkerung trotz grosser Armut rund 20'000 politischen Flüchtlingen und Revolutionären aus der Lombardei Zuflucht gewährt hatte, befürchtete man, dass Österreich als Vergeltungsmassnahme von der Lombardei her den Kanton Tessin angreifen könnte.

Der erst im November 1848 konstituierte Bundesrat war in dramatische Auseinandersetzungen mit Mailand und Wien verwickelt, weil zum Beispiel Giuseppe Mazzini seine Aktionen weiterhin auf Schweizer Boden vorbereitete. Nach dem von Mazzini organisierten blutigen Aufstandsversuch vom 6. Februar 1853 in Mailand verhängte Österreich eine Handelsblockade gegen die Schweiz, schloss die Grenzen und wies über 6000 Gastarbeiter aus dem Tessin aus. Dies betraf 800 Spinnerinnen aus der Landvogtei Mendris, 600 Kaminfeger aus dem Verzascatal, 400 Kupferschmiede und Klempner aus dem Valcolla sowie Schokoladenhersteller und Marroniverkäufer aus dem Bleniotal. Zusätzlich hatte sich im Tessin seit 1845 eine Kartoffelkrankheit ausgebreitet, die eine Lebensmittelknappheit verursachte und viele Menschen hungern liess.

Festungsbau

In Anbetracht der Bedrohungslage und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und Hungersnot veranlasste der Bundesstaat Schweiz im Jahr 1853 südlich von Bellinzona den Bau eines Teilstücks der Befestigungslinie, die vom (im Sonderbundskrieg bekannt gewordenen) General Guillaume-Henri Dufour entworfen worden war. Rund 500 arbeitslose Tessiner, die 1853 aus dem Lombardo-Venezianischen Königreich ausgewiesen worden waren, bauten während zwei Jahren (1853–1854) an den Festungen[1].

Festungsabschnitt Camorino

  • Turm 1: Ai Scarsitt ⊙46.164989.010103
    Turm 1: Ai Scarsitt 46.164989.010103
  • Turm 2: Ai Munt ⊙46.1653049.01458
    Turm 2: Ai Munt 46.1653049.01458
  • Turm 3: Ala Pélera ⊙46.1647929.01709
    Turm 3: Ala Pélera 46.1647929.01709
  • Turm 4: Al Sass del Camósc ⊙46.1641139.019997
    Turm 4: Al Sass del Camósc 46.1641139.019997
  • Turm 5: Al Pian di Bur ⊙46.1655699.022694
    Turm 5: Al Pian di Bur 46.1655699.022694

Festungsabschnitt Sementina, Monte Carasso

  • Torre della murata, Beobachtungsturm, Sementina. Auf der gegenüberliegenden Talseite sind die Türme von Camorino erkennbar. ⊙46.1867798.989979
    Torre della murata, Beobachtungsturm, Sementina. Auf der gegenüberliegenden Talseite sind die Türme von Camorino erkennbar. 46.1867798.989979
  • Turm, Sementina ⊙46.1871688.989834
    Turm, Sementina 46.1871688.989834
  • Mauer und Tor, Monte Carasso ⊙46.1879418.991217
    Mauer und Tor, Monte Carasso 46.1879418.991217
  • Turm, Monte Carasso ⊙46.1878568.991512
    Turm, Monte Carasso 46.1878568.991512
  • Dufourlinie, Monte Carasso ⊙46.1868218.992882
    Dufourlinie, Monte Carasso 46.1868218.992882

Sperrstelle Camorino

Während des Ersten Weltkriegs wurde im Schlüsselraum Süd die Fortifikation Bellinzona ausgebaut.

Mit der Armee 61 wurde in den 1990er Jahren die Sperrstelle Camorino mit zwei Centi Bunkern zur Panzerabwehr eingerichtet.[2]

  • 10.5 cm Centi Bunker San Martino Nord A 8029 46.1602319.004114
  • 10.5 cm Centi Bunker San Martino Süd A 8030 46.159359.002793
Commons: Fortini della Fame – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Carlo Moos: Italien – Von der 1848er Revolution zur politischen Einigung. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. Juni 2016.
  • Bellinzona-Camorino, Inventar der geschützten Güter: Fortini della Fame: Camorino A1012, A1013, A1014, A1021 auf www4.ti.ch
  • Die Hungertürme von Camorino auf ticinoweekend.ch
  • Fortini della Fame auf fortini-camorino.com

Einzelnachweise

  1. Homepage der Fortini della Fame in Camorino
  2. Sperrstelle Camorino TI

Castello Visconteo (Locarno) | Castelgrande (Bellinzona) | Castello di Montebello (Bellinzona) | Castello di Sasso Corbaro | Murata (Bellinzona) | Fortini della Fame | Castello di Santa Maria | Forte Airolo | Festung Foppa Grande | Serravalle (Burg) | Case dei Pagani | Castello Paleari (Morcote) | Ruine Schloss Pontegana (Balerna) | Schloss San Marterno (Ascona) | Schloss San Michele (Ascona)