Komonade

Eine Komonade ist in der Kategorientheorie eine Struktur dual zu der der Monade.

Definition

Eine Komonade ist ein Tripel ( T , ε , ψ ) {\displaystyle (T,\varepsilon ,\psi )} bestehend aus

  • einem Endofunktor T : C C {\displaystyle T\colon C\to C} ,
  • einer natürlichen Transformation ε : T 1 C {\displaystyle \varepsilon \colon T\to 1_{C}} und
  • einer natürlichen Transformation ψ : T T 2 {\displaystyle \psi \colon T\to T^{2}} ,

das folgende Bedingungen erfüllt:

  • T ψ ψ = ψ T ψ {\displaystyle T\psi \circ \psi =\psi T\circ \psi } und
  • ε T ψ = T ε ψ = 1 T {\displaystyle \varepsilon T\circ \psi =T\varepsilon \circ \psi =1_{T}} .

Explizit auf der Ebene von Morphismen von C {\displaystyle C} bedeutet dies, dass für jedes Objekt X {\displaystyle X} aus C {\displaystyle C} gilt

  • T ( ψ X ) ψ X = ψ T ( X ) ψ X {\displaystyle T(\psi _{X})\circ \psi _{X}=\psi _{T(X)}\circ \psi _{X}} und
  • ε T ( X ) ψ X = T ( ε X ) ψ X = 1 T ( X ) {\displaystyle \varepsilon _{T(X)}\circ \psi _{X}=T(\varepsilon _{X})\circ \psi _{X}=1_{T(X)}} .

Koalgebren

Eine Koalgebra für eine Komonade ( T , ε , ψ ) {\displaystyle (T,\varepsilon ,\psi )} auf einer Kategorie C {\displaystyle C} ist ein Paar ( X , α ) {\displaystyle (X,\alpha )} bestehend aus einem Objekt X {\displaystyle X} von C {\displaystyle C} und einem Morphismus α : X T X {\displaystyle \alpha \colon X\to TX} , so dass T α α = ψ X α {\displaystyle T\alpha \circ \alpha =\psi _{X}\circ \alpha } und ε X α = 1 X {\displaystyle \varepsilon _{X}\circ \alpha =1_{X}} . Ein Homomorphismus von Koalgebren ( X , α ) ( Y , β ) {\displaystyle (X,\alpha )\to (Y,\beta )} ist ein Morphismus f : X Y {\displaystyle f\colon X\to Y} in C {\displaystyle C} , der T f α = β f {\displaystyle Tf\circ \alpha =\beta \circ f} erfüllt. Die Koalgebren bilden eine Kategorie C T {\displaystyle C^{T}} .

Es gibt einen kanonischen Funktor A T : C C T {\displaystyle A_{T}\colon C\to C^{T}} , der auf Objekten X ( T X , ψ X ) {\displaystyle X\mapsto (TX,\psi _{X})} ist. Er ist rechtsadjungiert zum Vergissfunktor U T : C T C {\displaystyle U_{T}\colon C^{T}\to C} .

Komonade zu einem adjungierten Funktorpaar

Es seien C , D {\displaystyle C,D} Kategorien und F : C D {\displaystyle F\colon C\to D} , G : D C {\displaystyle G\colon D\to C} Funktoren, so dass F {\displaystyle F} rechtsadjungiert zu G {\displaystyle G} ist. Eins bzw. Koeins der Adjunktion seien η : 1 F G {\displaystyle \eta \colon 1\to FG} bzw. ε : G F 1 {\displaystyle \varepsilon \colon GF\to 1} . Dann ist T = ( G F , ε , G η F ) {\displaystyle T=(GF,\varepsilon ,G\eta F)} eine Komonade auf C {\displaystyle C} .

Man erhält einen induzierten Funktor A : D C T {\displaystyle A\colon D\to C^{T}} , so dass U T A = G {\displaystyle U_{T}\circ A=G} und A F = A T {\displaystyle A\circ F=A_{T}} gilt. Der Funktor G {\displaystyle G} heißt komonadisch, wenn A {\displaystyle A} eine Äquivalenz von Kategorien ist. Der Monadizitätssatz von Jonathan Mock Beck gibt Kriterien dafür an, wann ein Funktor komonadisch ist.

Ist T {\displaystyle T} eine Komonade auf einer Kategorie C {\displaystyle C} , dann ist die zum adjungierten Funktorpaar ( U T : C T C , A T : C C T ) {\displaystyle (U_{T}\colon C^{T}\to C,A_{T}\colon C\to C^{T})} assoziierte Komonade wieder T {\displaystyle T} .

Beispiel

In der Kategorie Set sei der Endofunktor T {\displaystyle T} derjenige der Bildung von N {\displaystyle \mathbb {N} } -indizierten Folgen, d. h. für jede Menge X {\displaystyle X} ist T ( X ) = X N {\displaystyle T(X)=X^{\mathbb {N} }} , und für Mengen A {\displaystyle A} und B {\displaystyle B} sowie Abbildungen f : A B {\displaystyle f\colon A\to B} ist T ( f ) : A N B N {\displaystyle T(f)\colon A^{\mathbb {N} }\to B^{\mathbb {N} }} gegeben durch T ( f ) ( s ) := f s {\displaystyle T(f)(s):=f\circ s} .

Die natürlichen Transformationen ε {\displaystyle \varepsilon } und ψ {\displaystyle \psi } seien durch die Familien von Abbildungen ε X {\displaystyle \varepsilon _{X}} und ψ X {\displaystyle \psi _{X}} ,

  • ε X : X N X , ε X ( s ) := s ( 0 ) {\displaystyle \varepsilon _{X}\colon X^{\mathbb {N} }\to X,\varepsilon _{X}(s):=s(0)}
  • ψ X : X N ( X N ) N , ψ X ( s ) ( n ) ( m ) := s ( n + m ) {\displaystyle \psi _{X}\colon X^{\mathbb {N} }\to (X^{\mathbb {N} })^{\mathbb {N} },\psi _{X}(s)(n)(m):=s(n+m)}

für beliebige Mengen X {\displaystyle X} gegeben.

Das Tripel ( T , ε , ψ ) {\displaystyle (T,\varepsilon ,\psi )} ist nun eine Komonade in Set.

Die Koalgebren für ( T , ε , ψ ) {\displaystyle (T,\varepsilon ,\psi )} sind die Abbildungen α : X X N {\displaystyle \alpha \colon X\to X^{\mathbb {N} }} , die α ( x ) ( 0 ) = x {\displaystyle \alpha (x)(0)=x} und α ( x ) ( n + m ) = α ( α ( x ) ( n ) ) ( m ) {\displaystyle \alpha (x)(n+m)=\alpha (\alpha (x)(n))(m)} erfüllen. Mit α 1 : X X {\displaystyle \alpha _{1}\colon X\to X} , x α ( x ) ( 1 ) {\displaystyle x\mapsto \alpha (x)(1)} ist α ( x ) ( n ) = α 1 n ( x ) {\displaystyle \alpha (x)(n)=\alpha _{1}^{n}(x)} , und man kann die Koalgebren mit Paaren ( X , α 1 ) {\displaystyle (X,\alpha _{1})} mit einer beliebigen Abbildung α 1 : X X {\displaystyle \alpha _{1}\colon X\to X} identifizieren.

Ist M {\displaystyle M} eine beliebige Menge, dann entsprechen Komonadenstrukturen auf T ( X ) = X M {\displaystyle T(X)=X^{M}} bijektiv den Monoidstrukturen auf M {\displaystyle M} . Die Multiplikation auf M {\displaystyle M} ist ψ M ( 1 M ) ( M M ) M {\displaystyle \psi _{M}(1_{M})\in (M^{M})^{M}} . Für ein Monoid M {\displaystyle M} kann die Strukturabbildung X X M {\displaystyle X\to X^{M}} einer Koalgebra unter dem Potenzgesetz ( A B ) C = A B × C = ( A C ) B {\displaystyle (A^{B})^{C}=A^{B\times C}=(A^{C})^{B}} mit anderen Abbildungen identifiziert werden:

  • einer Abbildung X × M X {\displaystyle X\times M\to X} , die eine Algebra für die Monade T ( X ) = X × M {\displaystyle T^{*}(X)=X\times M} ist
  • einem Monoidhomomorphismus M X X {\displaystyle M\to X^{X}} , d. h. einer Operation von M {\displaystyle M} auf X {\displaystyle X} .

Literatur

  • Saunders Mac Lane, Categories for the Working Mathematician. Springer-Verlag, Berlin 1971. ISBN 3-540-90035-7